Die Poetik des Ungesagten in Dantes Commedia

Die Poetik des Ungesagten in Dantes Commedia
Karl Philipp Ellerbrock

Ausgehend vom Topos des schweigsamen Dante, der seit den ersten Lebensschilderungen in der literarischen und ikonographischen Tradition verbreitet ist, untersucht die Arbeit das Verhältnis zwischen Sprechen und Schweigen in der Commedia. Dantes Werk ist von einer zeitgenössisch bereits wahrgenommenen, aber in der Forschung bislang kaum gewürdigten 'Poetik des Ungesagten' durchzogen. In Auseinandersetzung mit politischen und religiösen Begrenzungen der Rede verleiht Dante den ungesagt bleibenden Dingen mit poetischen Mitteln eine neue Form. Die so geschaffenen Leerstellen ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und fordern zum Kommentar heraus. Mit dem Ungesagten erschließt Dante der volkssprachlichen Dichtung ein Identifikationspotential, das im Mittelalter der sakrale Text für sich reklamierte.